Der Heilege Geist als Belehrer

Geistige Einsicht

„Der Tröster aber, der Heilige Geist, welchen der Vater senden wird in meinem Namen, jener wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ – Johannes 14:26

Ein Vers für Vers Studium von 1. Korinther 2

In dem ersten Kapitel des Korintherbriefes drückt Paulus seine Sorge über die Streitigkeiten aus, welche jene Herauswahl in mindestens vier Lager gespalten hatten: einige beanspruchten ihre Zugehörigkeit zu Paulus, andere zu Apollos, andere zu Petrus und eine Gruppe erklärte,  dass sie „des Christus“ seien. Das zweite Kapitel dieses Briefes bildet einen Teil seines Argumentes gegen einen Hauptgrund dieser Trennungen, nämlich dem, dass ein Bote höher geachtet wird als der andere Bote (1. Korinther 4:6).

 Redekunst bedeutet wenig – 1. Korinther 2:1-5

 Der Apostel beginnt damit, dass er sich selbst als ein Beispiel benutzt. Er hätte einfach seine Weisheit mit der seiner besten Gegner vergleichen können. Er hätte so kraftvolle Schlussfolgerungen ziehen können wie auf dem Aeropag in Athen, wo er sehr wirksam alte Poeten zitierte. Er war in Tarsus geschult worden, einem Ausbildungszentrum, welches durch den Historiker Strabus als höher stehend eingestuft worden ist als die weitaus bekannteren Einrichtungen in Athen oder Alexandria. Er war vertraut mit den Schreiben des sizilianischen Dichters Aratus (Apostelgeschichte 17:28), denen des Epimenides (Titus 1:12) und dem Lustdichter Meander, von welchem er die Worte in 1. Korinther 15:33 entnommen hat.

 Obwohl der Begriff „Vortrefflichkeit der Rede“ auf die rhetorische Begabung bezogen sein mag, enthält er auch die Idee der überwältigenden Schlussfolgerung. Das Zeugnis Gottes wird nicht durch die Macht der Rhetorik oder Philosophie verstanden, sondern durch die Macht eines veränderten Lebens, von der Sünde und allen ihren Verlockungen weg hin zu der einfachen Reinheit eines christusähnlichen Lebens.

 Es gab eine hauptsächlichste Wahrheit, welche er dargelegt hat, und zwar war das die der Errettung, welche durch die Kreuzigung Jesus Christus gesichert worden ist. Andere, strittigere Lehrpunkte würden dazu führen, Trennungen zu bewirken. Die Lehre Christi, und zwar ihn als gekreuzigt, ist es, welche vereinigt und der Auferbauung dient, und dies nicht nur in der Herauswahl zu Korinth, sondern auch in der christlichen Herauswahl die ganzen Jahrhunderte hindurch.

 Paulus war berühmt wegen seines Mutes. Deshalb erscheint es auf den ersten Blick merkwürdig, warum er von sich selbst schreibt, dass er „in Schwachheit und in Furcht und in vielem Zittern“ zu ihnen kam. Die Schwäche, auf welche er sich bezieht, mag seine eigenen körperlichen Gebrechen bedeuten, aber mehr noch war es seine Demut, in welcher er zu ihnen kam, indem er nicht so sehr danach trachtete, die Korinther zu beeindrucken, sondern vielmehr von ihnen verstanden zu werden. Die Furcht und das Zittern waren bestimmt nicht aus Sorge um sein persönliches Wohlergehen, noch stammten sie aus einem Mangel an Zuversicht, sondern vielmehr zeigte er dadurch seine hohe Achtung vor der eigentlichen Darstellung seines Gottes sowie der Wahrheiten, die ihm anvertraut worden waren.

Sein schließlicher Vergleich besteht zwischen der Weisheit, die aus einer weltlichen Erziehung und weltlicher Philosophie stammt, und der Einfachheit der Wahrheit, wie diese durch den Heiligen Geist geoffenbart worden ist. Es war diese Wahrheit, welche durch die Macht eines veränderten Lebenswandels geoffenbart wird. Nichts ist mächtiger als Worte, die zutreffender Weise in voller Überzeugung gesprochen werden. Es war die Macht dessen, was er erklärte, und was die Christen zu Korinth in die Lage versetzte, vor dem Richterstuhl Gottes zu bestehen.

 Verborgene Weisheit – Verse 6 -1 0

 Die wahre geistige Weisheit ist nur für diejenigen bestimmt, welche „zu den Vollkommenen“ gehören. Das griechische Wort teleioiv, welches mit vollkommen übersetzt worden ist, hat hier die Bedeutung von Erwachsen sein. (Vergleiche seinen Gebrauch hier mit dem in 1. Korinther 14:20; Philipper 3:15; Epheser 4:13 und Hebräer 5:14.)  Jüdische Rabbiner benutzten dieses Wort in ihrem Verbot des Vorlesens des ersten Kapitels im ersten Buch Mose und der Visionen von Hesekiel durch jemanden, der noch nicht dreißig Jahre alt war (Hieron., Tom III, fol. 3.2).

 Ein weiterer Hinweis, wen Paulus mit diesen Worten gemeint hat, wird in Vers 7 gefunden, wo er sagt, dass er sein Wort in „einem Geheimnis“ redet. Auf dem ersten Blick scheint dies ein Widerspruch zu sein mit seinen früheren Kommentaren, dass er keine rhetorische Begabung benutzt hat, sondern nur die einfache Bedeutung des Wortes, damit der Leser ihn verstehen kann. Es besteht jedoch kein Widerspruch hierin. Das Wort „Geheimnis“ (musterion, Strong`s 3466) bedeutet, dass es für diejenigen glasklar ist, welche den Schlüssel dafür besitzen, während es dem oberflächlichen Beobachter verborgen bleibt.

 Auf diese Weise konnten die Prophetien, Lehren und Vorbilder des Alten Testaments nicht vollständig erkannt werden, außer durch diejenigen, welche Christen geworden waren. Wenn einmal verstanden, werden neue Horizonte geoffenbart mit einer Tiefe und einer Reichweite, die zuvor in der hebräischen Bibel nicht gesehen wurden.

 Selbst die Fürsten, die Ehrwürdigsten der religiösen Elite, welche zusammen die Pharisäer und Sadduzäer bildeten, waren nicht in der Lage, diese Tiefen zu erfassen. In ähnlicher Art und Weise werden die Tiefen Gottes nicht in der Ausbildung in den theologischen Seminaren noch von den Kanzeln des Klerus geoffenbart. Stattdessen ist ein Verständnis der geistigen Wahrheiten für diejenigen aufbewahrt, welche den Heiligen Geist haben. Dabei ist es nicht wichtig, wie wenig Ausbildung solche in der äußerlichen Art und Weise erhalten haben. Deshalb war die jüdische Hierarchie auch erstaunt über den Mut und die Deutlichkeit, mit welcher Petrus und Johannes sprachen, indem sie dieselben als „ungelehrte und ungebildete Leute“ betrachteten (Apostelgeschichte 4:13).

 Mit Augen, welche durch den Geist erleuchtet worden sind, sahen diese an Christus Gläubigen eine Vision der Zukunft, welche bis dahin noch nicht „in die Herzen der Menschen“ gekommen war. Solch eine Weisheit, solch einen inspirierten Ausblick auf die Zukunft ist nicht mit dem fleischlichen Verständnis zu erlangen, sondern bewegt in Wahrheit nur diejenigen, welche von dem Geist belehrt worden sind. Die Tiefen Gottes sind nicht nur komplizierte theologische Begriffe. Die meisten grundlegenden Erkenntnisse, welche bereitliegen, sind ein Teil der überaus großen Reichtümer.

 Die Gesinnung Christi – Verse 11 – 16

 Diese Verse vergleichen die zwei Gesinnungen und die Art der Erkenntnis, welche mit der jeweiligen Gesinnung zusammenhängt. Der Geist des Menschen kann die Dinge erkennen, welche in dem Bereich seiner Erfahrung liegt, während der Geist Gottes geöffnet ist hinsichtlich einer weiteren Reichweite an Information. Paulus macht die Schlussfolgerung,  dass geistige Dinge nur durch eine geistige Gesinnung erkannt werden können. Menschliche Philosophie ist innerhalb der Reichweite der geistigen Gesinnungen, aber geistige Begriffe beziehen sich auf ein Reich, welches der Mensch als ein menschliches Wesen nicht verstehen kann.

 Die geistige Dinge, von welchen in diesen Versen gesprochen wird, beziehen sich nicht auf solche Dinge, welche in den unsichtbaren Welten existieren, denn Wissenschaftler haben bereits viele unsichtbare Kräfte, wie zum Beispiel Elektrizität oder Videoübertragungen und ähnliches entdeckt und erklärt. Die geistigen Dinge, um die es sich hier handelt, beziehen sich auf die Wirksamkeit der biblischen Grundsätze gegenüber dem Menschen: einer neuen Gesinnung, die auf dem Grundsatz des Opferns und nicht der Bewahrung des natürlichen Lebens beruht.

 Dies sind die geistigen Elemente, welche die Lösung enthalten gegen Trennungen unter den Geschwistern zu Korinth. Es gab ein Maß an fleischlicher Gesinnung und Selbstsucht in ihrem Bestreben, einen dem anderen gegenüber vorzuziehen. Ihre Bewunderung für menschliche Anführer anstatt des Wunsches nach einer geistigen Einheit war das Symptom in der Herauswahl zu Korinth, welches auf den Mangel an einer geistigen Gesinnung hinwies. Diese neue geistige Richtung ist es, was der Apostel Paulus  „die Gesinnung Christi“ nennt.

 Der Apostel Paulus beschreibt dieselbe folgendermaßen: „Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war, welcher, da er in Gestalt Gottes war, nicht nur einen Raub trachtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und in seiner Gestalt wie ein Mensch gefunden worden sich, sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam war bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze“ (Philipper 2:5-8).

 Wie die geistige Gesinnung wirksam ist

 Paulus sagt den Korinthern, dass die geistige Gesinnung dadurch wirksam ist, dass „sie geistige Dinge mit Geistigem vergleicht (bzw. mitteilt).“ Das Wort sugkrino (Strongs 4793), welches mit „mitteilen“ übersetzt worden ist, kann auch „verbinden oder zusammenbringen“ bedeuten. Auf diese Weise bedeutet die Aussage: zwei Gedanken zusammenbringen, um deren Bedeutung klarzumachen. Das Wort sugkrino wird in der Setuaginta häufig benutzt, um das hebräische Wort pathar zu übersetzen (Strongs 6622), welches „enthüllen oder offenbaren“ bedeutet (siehe 1. Mose 40:8,16,22; 41:12,15). Mit anderen Worten: Der Leser wird aufgefordert, einen Vers in der Heiligen Schrift mit einem anderen zu vergleichen und im Zusammenhang die Schreiben des Alten Testaments mit den neuen christlichen Wirklichkeiten des Neuen Testaments zu vergleichen.

 Dies in sehr in Übereinstimmung mit Petrus Gedanken: „Wir wissen zuerst, dass keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist. Denn die Weissagung wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Männer redeten, angeleitet durch den Heiligen Geist, wie Gott zu ihnen gesprochen hat“ (2. Petrus 1:20,21).

 Barnes merkt an, dass einige aus Paulus Worten herleiten, dass „Prophetien neben einer wortwörtlichen Bedeutung auch einen verborgenen und gegenbildlichen Sinn haben, welcher nicht aus der Prophetie selbst hergeleitet werden kann. Aber er wird durch eine besondere Kraft der Einsicht erlangt, welche durch den Heiligen Geist vermittelt wird, so dass Menschen befähigt werden, diese zweite Bedeutung zu verstehen.“

 Wieder andere haben bemerkt, dass das griechische Wort für „Geistiges“ im Neutrum steht, so dass das dazugehörige Hauptwort das Wort „Mensch“ ist. Auf diese Weise übersetzen sie: 1. Korinther 2:13: „Geistige Dinge mit geistigen Menschen vergleichen.“ Auch darin ist eine Wahrheit enthalten. Die Suche nach geistiger Wahrheit hat zur Folge, dass aus den Gedanken anderer die geistigen Gedanken herausgesucht werden durch das Überprüfen und das Nachprüfen der jeweiligen Interpretation. Dies ist in Harmonie mit dem Zusammenhang des gesamten Briefes des Apostel Paulus, in welchem er betont, dass die Geschwister der verschiedenen Gruppierungen sich gegenseitig benötigen (siehe 1. Korinther 4:1-6, wo Paulus sich an die Heiligkeit des Dienstes von Appollos als auch von sich selbst bezieht). Der Rat in Epheser 4:16 scheint besonders wichtig: „Der ganze Leib ist zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk der Darreichung nach der Wirksamkeit in dem Maße jedes einzelnen Teiles, für sich das Wachstum des Leibes zu bewirken zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.“

Lasst uns alle, die wir mit dem Namen Christi genannt werden, uns völlig vertrauen auf den Heiligen Geist, welcher das Wort Gottes richtig interpretiert, und lasst uns seine Grundsätze der christlichen Liebe auf uns anwenden, indem wir stets darum bemüht sind, „die Gesinnung Christi“ anzunehmen.

Übersetzt von Sven Kruse.

Anbei ein Auszug aus dem Reprints, Seite 385:

Die neue Gesinnung

So wie das Neue sich entwickelt, so stirbt das Menschliche ganz allmählich bis der Tod des Einen und die Vollkommenheit des anderen vollendet ist. Als „Neue Schöpfungen“ haben wir ein Maß des Lebens, Geistes und der Gesinnung unseres Himmlischen Vaters. Diese wirksam seiende Gesinnung befähigt uns, das hinauszuführen, was wir in unserem Bund versprochen haben zu tun – zum Beispiel unseren sterblichen (menschlichen) Leib zu unterwerfen und unterworfen zu halten … Auf diese Weise wird die alte Gesinnung als tot behandelt. Die Wirksamkeit der Neuen Gesinnung belebt diese sterblichen Leiber, welche als tot gerechnet werden, und macht sie zu lebendigen, wirksam seienden Dienern der neuen Gesinnung …

Die Resultate dieser neuen Lebenskraft, welche in den toten Baum eingepflanzt werden, werden an ihren Früchten erkannt. Jetzt sind die Früchte des Geistes Liebe, Glauben, Fleiß, Ausharren, Demut usw. Kurzum sie sind Gottähnlichkeit (ein Gott gleich sein), und „wenn diese Dinge bei euch sind und reichlich vorhanden, so stellen sie euch nicht träge noch fruchtleer hin bezüglich der Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus“ (2. Petrus 1:5-8). Es wird uns gesagt, dass solch eine Gesinnung uns in ein Verständnis aller Wahrheiten zur rechten Zeit führen wird. Sie wird den Leib als ein Ganzes führen in die die gesamte Wahrheit.